Ende der Reise


Ende der Reise.

Nachtwolken
bedecken den Stern
der Liebe über dem Lavafelsen;
er lächelte am Himmel;
sehnend härmt sich
der Jüngling im tiefen Tale.

Ich weiβ, wo meine ganze
Hoffnung und Welt
an Gottes Lohe entfacht ward.
Des Gedankens Bande
brech' ich und eile
ganz in deine Arme.

Ich versenk' mich und sehe
in deine Seele,
dein Leben allein nur leb' ich;
jeden Atemzug,
den Gott dir gönnt,
fühl' ich im heiβen Herzen.

Im Gebirge
pflückten wir beide
Blumen auf hoher Halde;
und Sträuβchen band ich
und legte dir
in den Schoβ die lieblichen Gaben.

Du setztest mir duftende
Kränzlein auf
aus lichten, blauen Blumen,
eins ums andre,
und dies gefiel dir,
und nahmst sie mir wieder vom Haupte.

Wir lachten auf der Heide;
der Himmel klarte sích
über den ragenden Bergen.
Nichts Schönres schien mir
uns beiden beschieden,
als unser Leben zu leben.
 
Im Tal dann weinten
gute Blumenalfen;
sie wuβten, daβTrennung uns drohte.
Wir hielten's für Tau
und küβten die kalten
Tropfen von den Blüten.

Ich hielt auf dem Pferd dich
im reiβenden Strom
und fühlte dich voll Wonne.
Diese Knospe
könnt' ich tragen und hüten
mein ganzes Leben lang.

An der Galtará  kammt' ich,
so gut ich es konnte,
die lichten Locken dir sorglich.
Der Blumenmund lächelte,
die Sehsterne strahlten,
die heifie Wange erglühte.

Fern ist nun deine
frohe Begleitung
dem Jüngling im tiefen Tale.
Hinter den Wolken
winkt der Stern
der Liebe über dem Lavafelsen.

Der Himmelsraum scheidet
die hohen Welten,
das Blatt scheidet Rücken und Schneide;
doch Seelen, die innig
einander lieben,
kann keine Ewigkeit trennen.

Poestion, J.C. (1904).