In der spanischen See


In der spanischen See

       Der Dichter:
Was machst du,  Ostwind,
So unermüdlich
Dir mit dem Segel zu schaffen?
Weshalb zu sehn
Verwehrst du mir
Dovres sonnenhohe Säle?

Weshalb missgönnst du
Seemüdem Manne,
Herta's Hügel zu schauen?
Dunkel ist die Tiefe,
Düstre Wellen steigen,
Land zu sehn verlangt mich.

      Der Wind:
Auf blauen Wegen
Gen West über's Meer
Haste ich Himmelgeborner
Dortlhin, wo die alte
Insel Gardar´s
Hoch der See entsteigt.

Dort möcht' ich gern
Mit gold'ner Wolke
Schimmernde Gipfel schmücken
Und im tiefen
Thale küssen
Minnigliche Maid.

Unter vielen Namen
Durchfahr' ich die Welt
Je nach dem wechselnden Wege:
Kältebringer von Norden,
Nachtkühlte von Osten,                                                  
Lenzhauch von Süden,
Von Westen Seewind.

     Der Dichter:
Höre denn, Seewind,
Du Himmelgeborner,
Enteile den Thälern Islands;
Erst aber küsse
Und bringe den Kuss
Mir von den Töchtern der Thäler.
  

Lehmann-Filhés. M. (1894).